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Putin verstehen!

Der tägliche Blick auf die Welt richtet sich heute weitestgehend auf Russland. Aber auch auf den deutschen Diskurs über Flüchtlinge. Der wirkt aus meiner momentanen Ferne echt sonderbar.

Da ich noch auf Reisen bin, bleibt die Veröffentlichungsfrequenz momentan etwas schwächer als gewohnt. Kürzere Varianten wären zwar eine Möglichkeit, davon gibt es aber ausreichend anderswo.

Aus der Kita ‚Freundschaft‘

Wer momentan zur Gruppe gehören möchte, muss umstrittene Bücher aus seinen Verkaufsflächen nehmen.

Schon gewusst?

Russland hat zugegeben, dass man Soldaten in der Ostukraine hatte.

“The special forces were pulled out of Ukraine and sent to Syria,“ a Russian Ministry of Defense official said, adding that they had been serving in territories in eastern Ukraine held by pro-Russia rebels.

Kommentar

Vorgestern habe ich die Tagesschau gesehen. Ein wundersames Erlebnis, da ich diese Tagesschau in weiten Teilen schon einmal gesehen habe. Vor einem Monat. Es ging um Flüchtlinge und darum, dass sie erstmal die Sprache der Deutschen erlernen müssen, ehe sie hier arbeiten können. Auch hatte ich den Eindruck, dass sich die Themen in Bezug auf Flüchtlinge nicht entwickeln. Es ist die gleiche Diskussion wie einst.

Ebenfalls aufgefallen ist mir dann, dass die Menschen in den sozialen Netzwerken die Lage als immer schlimmer und bedrohlicher empfinden. Wie sollte es auch anders sein, wenn man immer über das gleiche berichtet, braucht es einen Spannungsbogen. Das schlimme daran ist, dass in einem gewissen Sinne die Realität dadurch gespiegelt wird. Es tut sich nichts Wesentliches, außer dass die Zeit verrinnt.

Aus der Ferne betrachtet, ist diese deutsche Wahrnehmungswelt recht eigenartig. Denn wer nichts tut, also immer nur verwaltet, der kann natürlich auch nichts ändern. Ebenfalls sonderbar ist, dass vor allem Merkel im Fokus steht. Dabei hat doch Seehofer seinen Laden absolut nicht im Griff. Er schafft es aber mit seinem Gegeifer gen Merkel davon abzulenken. Da Medien von solchen Zuspitzungen leben, sie lieben, scheint sich niemand die Frage zu stellen, ob Seehofer und Söder ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

Positiv ist, dass die deutsche Medienlandschaft momentan eine kleine Revolution erlebt. Sie setzt sich aktiv mit Verschwörungstheorien und Gerüchten auseinander, die im Internet fortgetragen werden. Man lernt, und behält es sich hoffentlich, dass die Zersplitterung der Informationskanäle ein neues Arbeiten erfordert. Auch Irrtümer und Spinnereien gehören in den Fokus einer Berichterstattung, damit solcherlei widerlegt werden kann.

Der Deutsche schafft vieles deswegen nicht, weil er sich im Kreis dreht.

Themen in Beobachtung

Keine Sorge, der Experte, der nun von Disruption spricht, wartet bestimmt schon um die nächste Ecke. Interessant ist es dennoch, da man auf neue Formate hoffen darf, die Vice aus dem Netz mitbringt und umgekehrt, Formate, die Vice basierend auf der neuen Erfahrung, für das Netz entwickelt.

Neu entwickelte Shows sollen den neuen „Vice“-Sendern zum Erfolg verhelfen und ihre Popularität steigern.

Ich sehe die Veränderungen vor allem auf der sprachlichen Ebene. Pressekonferenzen sind ebenso ritualisiert, wie eine gewisse Nähe zwischen lang wirkenden Journalisten und ihren Zielobjekten. Man konnte das zuletzt auf der Pressekonferenz von DFB-Chef Niersbach beobachten, auf der man sich schamlos duzte. Doch fällt dieses Ritualisierte weg und kombiniert sich mit einer webaffinieren Sprache, so könnte demnächst dann wirklich ein Journalist dastehen und fragen, wann Seehofer denn endlich liefert und ob er denn seine Hausaufgaben nicht gemacht habe. Es wäre ein Umsetzen der Neigung im Web, Sprüche und Ansprachen zu adaptieren und den Gebrauch auf den Ursprung umzulegen1.

Das ist interessant.

Allocations for investment in infrastructure “for special and military purposes” will be reduced by 48.85 billion rubles ($775 million), but money for military salaries will increase by 40 billion ($640 million), the report said.

Das gesamte Budget steigt um nur 0,8% und liegt bei 4% des erwarteten BIPs. Im Vergleich zu den Vorjahren ein minimaler Anstieg, der sich nicht so leicht erklären lässt, außer vielleicht durch finanzielle Nöte. Denn während Russland seine Armee in den letzten Jahren vor allem modernisieren musste, steht es nun aktiv in mehreren Kriegen und fährt verstärkt Manöver zur eigenen Übung wie auch mit seinen Verbündeten. Das heißt, der aktive Verbrauch wird einen höheren Anteil an den Kosten fressen und die geringe Steigerung des Budgets kommt eher einer Absenkung gleich. Obendrauf kommt die Inflationsrate von aktuell fast 16%.

Daran zeigt sich, dass das Aktivitätsumfeld der momentan sehr stark wirkenden russischen Aktivitäten eher beschränkt ist und sich kaum ausweiten lässt. In Syrien selbst möchte es auch nicht so recht vorangehen.

That campaign, which features daily bombings by around 30 aircraft and military supply runs to Assad, has cost Russia anywhere from $95 to $140 million since bombing began on Sept. 30, according to data provided to The Moscow Times by defense consultancy IHS last week.

Wer ein wenig rechnen mag. Dass die Kosten für Personal nach oben schnellen ist ein Hinweis auf einen ausgeweiteten Einsatz von Söldnern.

Obama scheint sich endlich entschlossen zu haben. Wie man aus der vorherigen Meldung entnehmen kann, hat Russland nur ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung, sonst wird man Krieg nur auf Kosten der eigenen militärischen Modernisierung führen können. Obama rüstet in Syrien also auf und schmeißt eigene Truppen in den Topf. So gerät nun wiederum Russland mit seinen Bombardements der gemäßigten Rebellen in die Gefahr, US-Soldaten zu treffen. Auch Putin wird wissen, dass dieser Fall schwieriger „zu regulieren“ sein wird, als das Treffen von Kindern, Krankenhäusern und Rebellen jedweder Art. Statt also einzuknicken, erhöhen die USA den Einsatz, halten sich aber erst einmal am Rande und kommen von der anderen Seite. Derweil scheint die syrische Opposition, wie moderat auch immer, von Saudi Arabien recht effektiv unterstützt zu werden.

Damit bildet sich die an dieser Stelle bereits vermutete Zange, der nach man ISIS von zwei Seiten angeht und zugleich die Entscheidung aller anderen Probleme aufschieben kann. Es erhöht sich damit auch die Wahrscheinlichkeit einer autonomen kurdischen Region sowie der Aufteilung Syriens zwischen einer assadfreundlichen Regierung und den Rebellen.

In den letzten Tage wurden ein Artikel der New York Times rumgereicht, der sich mit Sorgen in den USA über Unterseekabel beschäftigt. Ich kann jedem nur empfehlen diesen Artikel zu lesen, denn er enthält eine ganze Menge. Die Unterseekabel scheinen mir nur der Aufhänger. Wie an dieser Stelle bereits erwähnt, stecken die USA, Russland, die EU, Kanada und weitere Länder in den letzten Jahren verstärkt Kapazitäten in die Entwicklung der Unterseestreitkräfte. Dies geschieht unter dem mittelfristig wichtigsten strategischen Aspekt des Kampfes um die antarktischen Öl- und Gasvorkommen.

Nun müssen wir uns sicher nicht darum sorgen, dass Russland uns morgen das Internet durchschneidet. Im zweiten Schritt wird man in Europa beginnen auch die eigenen Kapazitäten zu stärken und dann gibt es ja auch noch die Satellitenkommunikation. Vielmehr scheint Russland die Lage unter Wasser zu kartographieren um dies dann ggf. zum eigenen Vorteil zu nutzen. Es ist eine Vorbereitung, denn strategisch interessant ist ja nicht nur das Durchschneiden der Kabel, sondern das Durchschneiden der Kabel an besonders schwierigen Stellen. Nebenbei erfährt man, wie auch Schiffe, Munition und ähnliches versteckt werden können.

Russia is also building an undersea unmanned drone capable of carrying a small, tactical nuclear weapon to use against harbors or coastal areas, American military and intelligence analysts said.

Intifada 3.0: Jerusalem

Nächste Buchrezension im Blog:

  • Atef Abu Saif – Frühstück mit der Drohne (Über den Krieg in Gaza aus der Erlebnisperspektive eines Bürgers.)

Buch (am Lesen):

  • Ray Bradbury – Fahrenheit 451 (Für mich dann abschließendes Werk aus der (Gegenwartsdystopie-Reihe.)

Bücher (zu lesen):

  • John Lloyd & Laura Toogood: Journalism and PR (Auf die Studie stieß ich durch einen Artikel in der NZZ und einige Thesen klangen verheißungsvoll.)
  • Wendy Brown auch endlich ein Buch in Deutschland veröffentlichen darf. Lange genug hat es gedauert und ich habe an verschiedenen Stellen dafür geworben, da sie eine der schärfsten Beobachterinnen unserer Zeit ist.)
  1. Man könnte an dieser Stelle erraten, dass u.a. auch deswegen die Sprachpolizei im Internet einer gewissen Schwierigkeit unterliegt.
Marco Herack
Marco Herack

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