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Politische Korrektheit bei North Stream two

Heute geht es um North Stream two, die Yakuza und mich, als politisch ganz Korrekten.

Die Struktur wie auch die Themen entwickeln sich noch. Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Was ich selbst feststelle ist, dass vor allem die Themen, die momentan weniger im Fokus stehen, am Besten hier reinpassen.

Kommentar

Gestern Abend warf mir ein Leser vor, dass ich zu den politisch besonders Korrekten gehören würde, weil ich „Daesh“ statt IS oder ISIS geschrieben habe. Jedenfalls könne er meinen Text daher nicht lesen. Ein Ausschlusskriterium.

Und Fürwahr, es gibt tatsächlich einen Text, in dem ich nur Daesh nutzte und nicht auch IS oder ISIS, wie ich es üblicherweise changiere. Es bot sich einfach nicht an. Und richtig ist auch, dass ich den Begriff „Daesh“ absichtlich immer wieder fallen lasse. Der Hintergrund ist, dass IS (für Islamischer Staat), ISIL (für Islamischer Staat im Irak und in Syrien) oder ISIS (für Islamischer Staat im Irak und al-Sham) Selbstzuschreibungen der Terrorgruppe sind, die den Namen Staat in sich tragen.

Diese Selbstbezeichnung hat eine normative Kraft. Wenn in den westlichen Medien die ganze Zeit von einem Staat gesprochen wird, gegen den man da kämpft, dann wird dieser auch als solcher wahrgenommen. Das andere Problem ist die Aneignung des Begriffes „islamisch“ durch die Terroristen. Denn deren ersponnenes Gebilde hat wahrlich wenig mit dem zu tun, was „der Islam“ ist und vermeintlich vorgibt.

Die Selbstbezeichnung „Islamischer Staat“ ist ein Propagandacoup erster Güte und „Daesh“ ist das Gegenwort. Da ich nicht dazu neige, mir Propaganda zu eigen zu machen, verwende ich eben auch dieses Wort, nebst den anderen. So stehen sie alle da. Bei der Zeit existiert ein Blogpost über die Problematik der Übersetzungen der Selbstbezeichnungen.

Was mich in den letzten Monaten allerdings immer wieder stört, ist die um sich greifende Sprachpolizei im Internet. Früher waren das nur durchgeknallte Linke, meist aus dem feministischen Lager mit einem Genderstudieshintergrund. Mittlerweile gerieren sich aber auch ihre Gegner, die sich im Kampf gegen das politisch Korrekte wähnen, genauso. Nutzt man Begriffe, die einer der beiden Seiten verdächtig erscheinen, hat man sofort Geplärr zu vernehmen. Anderen vorschreiben zu wollen, wie sie etwas zu formulieren haben, ist mehr als unhöflich. Und um Inhalte geht es dabei leider ohnehin nur selten.

Thema in Beobachtung (Wochenendversion)

Die Jamestown Foundation hat eine dreiteilige Analyse des North Stream two-Deals veröffentlicht. Das ist richtig guter Stoff, mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung.

Teil 1, Teil 2 und Teil 3.

Die Ukraine könnte durch diesen Deal einen merklichen Teil ihrer Einnahmen für Gas-Transitgebühren verlieren. Zudem stellt sich die Frage, ob Deutschland sich einen Ukraine-Deal erkauft.

Ein interessanter Aspekt des Geschäfts ist, dass Deutschland mit dieser zweiten Pipeline seine geografische Lage voll ausspielt. Mittig in Europa gelegen, findet eine gewisse Konzentration des Gasgeschäfts hierzulande statt. Man wird zu einem Transit- und Verteilungsland für Gas und begibt sich im Gegenzug in eine größere Abhängigkeit vom russischen Gas. Die generelle Überlegung der Bundesregierung dabei ist, dass man im Zweifelsfall auch andere Energiequellen auftun kann. Naheliegend ist Norwegen, auch wenn unklar ist, ob das Land überhaupt die benötigten Mengen liefern könnte, zumal kurzfristig. Eine weitere Alternative ist Flüssiggas, doch die USA vermerkten zuletzt, dass man mit Deutschland (es fehlen die Terminals) schon technisch betrachtet nicht ins Geschäft kommen kann. Dabei wären sie durchaus bereit, denn der größte Abnehmer, Japan, setzt wieder zunehmend auf die Atomkraft und senkt dadurch seine Abnahmekontingente.

Es soll Russland sein und diese Entscheidung scheint nicht gestern gefallen. Denn eigentlich war der Deal für 2014 geplant, noch unter der Ägide von Günter Oettinger als EU-Energiekommissar. Jetzt ist es 2015 und die EU hat zu dem South Stream two-Deal einige Fragen, denn so recht passt er ihr nicht in die geplante Versorgungsstrategie. Deutschlands Lösung dafür könnte kreativ sein.

German Finance Minister Wolfgang Schaeuble apparently proposes transferring some of the European Commission’s anti-trust competencies to other authorities, not publicly specified as yet. Germany’s own anti-trust and regulatory agency, the Bundesnetzagentur, does not object to Gazprom’s monopolistic use of the OPAL and (in prospect) NEL pipelines (Naturalgaseurope.com, September 3).

Diese geplanten Änderungen hat Wolfgang Schäuble für uns in Deutschland in einem ganz anderen Kontext vorgetragen. Exklusiv an Werner Mussler, in der FAZ geleakt, war der Aufhänger damals Griechenland. Über diesen Hebel versucht Schäuble nun scheinbar Kompetenzen in Institutionen verlagern zu wollen, bei denen es ihm lieber scheint, nicht mit einer politisch agierenden EU-Kommission verhandeln zu müssen. Schäubles Anliegen wird in der ersten Jahreshälfte 2016 das Hauptthema der holländischen Präsidentschaft.

Es ist verführerisch, in diesem Vorgang ein deutsches Machtstreben zu sehen. Doch in Bezug auf North Stream two, hat das Vorgehen auch Vorteile, denn Russland müsste sich im Zweifelsfall mit Deutschland direkt auseinandersetzen. Dem zweifelsohne stärksten Land Europas mit einem immer deutlicher zu Tage tretenden Führungsanspruch. Das Konstrukt birgt eine gegenseitige Abhängigkeit in sich, die dadurch einen Zwang zur Einigung in sich trägt. Die deutschen Gasreserven belaufen sich auf bis zu 80 Tage.

Was die Ukraine betrifft, ist die Lage schwierig einzuschätzen. Zwar verliert sie dadurch Einnahmen, aber auch an geopolitischer Bedeutung, was es Putin wiederum leichter machen sollte, seinen Griff zu lösen. Die Transformation in eine demokratische Republik wird dadurch zumindest kurzfristig schwieriger.

Filmtipp

Ich hatte sehr viel Freude an „A Girl Walks Home Alone at Night“. Die Vampirdame bevorzugt böse Menschen (Männer) und dürfte die Ängste vieler persischer Herren und Bayern bedienen. Zugleich kommuniziert hier eine Generation wohl ihre Unzufriedenheit mit der Elterngeneration. Da der Titel in Kontrast zum Sein im Film steht, dürfte einer der Vorwürfe „Projektion“ sein. Das ganze im Stile eines Tarantino-Films ohne viel Splatter und in Schwarz-Weiß. Herrlich, hier der Trailer.

Ein Einblick in die japanische Mafiaorganisation Yakuza

Diese Mischung aus Riten, Familienbande und am Ende doch normaler Geschäftstätigkeit, basierend auf krimineller Tätigkeit, fasziniert mich an der Mafia immer wieder. Wie ein globaler Konzern und nicht immer schmutziger als diese. Der kleine Einblick dauert nicht länger als sieben Minuten.

Nächste Buchrezension im Blog:

  • Robert James Fletcher – Inseln der Illusionen

Buch (am Lesen):

  • Atef Abu Saif: Frühstück mit der Drohne (Aus der Sicht einer Privatperson. Angeblich mit Aussparung von Propaganda. Ein neues Genre?)

Bücher (zu lesen):

  • John Lloyd & Laura Toogood: Journalism and PR (Auf die Studie stieß ich durch einen Artikel in der NZZ und einige Thesen klangen verheißungsvoll.)
  • Lena Gorelik: Null bis unendlich (Ich schätze Lena Gorelik sehr. Sie hat in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht, dieser Roman könnte ihr Durchbruch sein.)
  • Sabine Rennefanz: Die Mutter meiner Mutter (Von ihrem Erstling “Eisenkinder” war ich sehr begeistert. Hier auch ein Podcast mit der Autorin. Nun hat sie eigentlich noch einen Erstling veröffentlicht. Der erste Roman. Eine Prognose wage ich nicht.)
Marco Herack
Marco Herack

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