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Russland und die Türkei steuern auf einen Proxy War im Kaukasus zu

Der tägliche Blick auf die Welt richtet sich heute auf UK und Polen. Bemerkenswert ist hauptsächlich, dass der Druck auf Saudi Arabien steigt. Man legt sich mit ihnen an.

So ein Urlaub ist ja ganz schön, aber die Welt ist derweil nicht besser geworden. „Wo anfangen?“ lautet da die große Frage. In Aserbaidschan, Armenien und Serbien. Denn da, so scheint mir, wird gerade eine Entwicklung übersehen oder nur sporadisch betrachtet.

Was war?

Deutschland verstärkt sein militärisches Engagement in Syrien. Und zwar mit einem klaren Statement gegenüber Frankreich. Wir sind für euch da und Europa ist der Heimathafen. Warum das notwendig war, konnte hier bereits am 17. November nachgelesen werden.

Kommentar

Auch wenn sich Russland gerade alle Mühe gibt, den gegenteiligen Anschein zu erwecken, ein offener Krieg zwischen Russland und der Türkei ist unwahrscheinlich. Allen Sanktionen und Machtposen zum Trotz. Dennoch tragen sie den Keim des Krieges in sich und dieser wird eher nicht in Syrien gesät. Wie auch in den deutschen Medien wahrgenommen, hat Russland Helikopter nach Armenien verlegt. Laut Jamestown handelt sich um sieben Mi-24P (Angriff) und einige Mi-8 (Transport). Weitere sollen folgen und natürlich sind sie in Grenznähe zur Türkei stationiert. Kurz vor dem Abschuss der russischen SU-24, hat Russland verkündet, ein regionales Flugabwehrsystem zu schaffen, das sich auch auf Armenien erstreckt. Inwieweit eine weitere Ankündigung ernst zu nehmen ist, dernach man entgegen des US-Rakenschutzschildes diverse Angriffswaffen plant, die den Schild durchdringen, kann an dieser Stelle nicht verifiziert werden, da diese Ankündigungen im Regelfall auch immer Handlungsdruck beim Gegenüber erzielen sollen. Das meint hauptsächlich Budgetverlagerungen auf falsche Projekte. Die russische Atomdrohne wäre ein offensichtliches Beispiel für solcherlei.

Eine Randnotiz, die in Deutschland fast gar keine Beachtung fand, ist ein Militärabkommen zwischen Armenien und Serbien.

As to possible areas of defense cooperation, both officials underlined the importance of sharing their experiences in the fields of military medicine, military education and interaction within the framework of international peacekeeping forces (Gov.am, November 24)

[..]

According to the declaration, the bilateral defense cooperation treaty, when ultimately signed, will cover areas like defense and security policy, military-economic cooperation, peacekeeping missions, military scientific/technical cooperation, military education and training, military medicine, and so on (Razm.info, November 25).

Serbien, ein EU-Beitrittskandidat, kooperiert damit innerhalb historischer Gewohnheiten gen Osten. Wie das auf Dauer vereinbar sein wird, ist abzuwarten, doch die potenziellen Konflikte sind offensichtlich. Zuletzt wurden diese im Ukraine-Krieg sichtbar, als serbische Freischärler die Separatisten in der Ostukraine unterstützten.

Armenien wendet sich wieder verstärkt Russland zu. In der Bevölkerung ist das nicht unumstritten. Die Frage ist also, warum?

Und die Antwort könnte Aserbaidschan lauten. Der Konflikt um die von Armenien besetzte Region Bergkarabach ist wieder am hochköcheln. Ein klassischer Putin. Aserbaidschan ist mit den Westmächten und der Türkei verbandelt. Zwar versuchte man einen Mittlerposition einzunehmen, doch gelang dies kaum. Am 26. November hat die Türkei ein klares Statement getroffen: man werde alles mögliche tun, um Aserbaidschan dabei zu helfen, Bergkarabach zu befreien.

Vor den aufkeimenden Kriegsgelüsten zwischen der Türkei und Russland, hat Russland versucht den Konflikt in Schach zu halten, aber keine klare Position eingenommen. Was daran liegt, dass man an beide Seiten Waffen liefert. Nun ist der Konflikt ein Mittel für die Türkei und Russland, ihre Probleme auszutragen. Wie heftig es wird, könnte auch daran liegen, wie stark der inner-armenische Widerstand gegen das proklamierte „Vasallentum“ ist. Was Aserbaidschan betrifft, glaubt man sich auf der Seite der Guten, weswegen die Hemmungen gen „Befreiungskrieg“ der Region eher gering sein sollte. Zumal finanzielle Unterstützung gewährleistet scheint.

Damit wird vor allem eines Sichtbar: Die Zeiten der klassischen Geopolitik, über die man sich gerade hierzulande hinauswähnte, sind zurück.

Themen in Beobachtung

Leider wird dieser Artikel immer noch verbreitet, obwohl es eines der schlechtesten Stücke Journalismus ist, die der Guardian seit Langem ablieferte. Es gab niemals ein konkretes Angebot seitens Russland, demnach man Assad in den Ruhestand hätte schicken können. Interessant zu wissen, aber die Aussage von Ahtisaari und den Russen hat bezüglich des Verlaufs in Syrien keinen informativen Wert.

Nach den Anschlägen in Paris war die größte Veränderung nicht, dass wir nun alle mehr Bomben auf Syrien schmeißen und dabei irgendwen treffen, den wir Terrorist nennen. Die größte Veränderung erfolgte im Verhalten des Westens gegenüber seinen Verbündeten. Die Saudis sind ein gutes Beispiel. Sigmar Gabriel warf ihnen zuletzt unverblümt vor, Terrorismus zu befördern. Sie sollen aufhören Moscheen zu finanzieren, in denen er gedeiht. Und auch in den USA nimmt man sich nun das Verhalten der Saudis im Yemen vor. Über die Hintertür der Waffengeschäfte, deren Volumen sich auf 1,3 Mrd. Dollar beläuft.

The U.S. government’s proposed weapons deal with Saudi Arabia includes some of the most advanced precision weapons systems in the world. It includes an estimated 18,000 bombs and 1,500 other pieces of artillery, like the Joint Direct Attack Munitions, or JDAMs, which are capable of bringing down huge, fortified buildings in a single strike. These so-called “smart munitions” are equipped with GPS guidance systems, which could reduce the risk of indiscriminate attacks.

Das ist insofern bemerkenswert, als dass eine Aufrüstung der Saudis immer auch ein Teil des Iran-Deals war, der zur Kompensation einer eventuellen Schwächung durch Stärkung des Irans diente. Ob sich wirklich etwas ändert, darf vorerst bezweifelt werden. Es sind bisher nur Signale.

Es kommt nun zwar immer mehr heraus, aber die bisherige Einschätzung ändert sich dadurch nicht. Es kauft einfach jeder Öl von ISIS. Und Assad kauft mehr als die Türkei, er hat ja auch einen Krieg zu führen. Geschätzt wird, dass ISIS täglich 55.000 Barrel Öl aus der Erde zieht. Ein Teil davon wird verkauft. Das ist weit weg von 200.000 Barrel, die laut Russland täglich geschmuggelt werden.

We know ISIS has a discreet arrangement with a neighbor, but it’s not Turkey. The Syrian regime has done business with ISIS from day one, just as it did with al Qaeda’s Nusra Front and other rebels who took over energy assets early in the war. [..]. Another Treasury designation in late September hinted that ISIS actually increased oil production this year. They may have had some help from Assad’s man.

Vor allem aber bezieht Assad Erdgas von ISIS. Ein wesentlich klareres Geschäft, dem Pipelines zugrunde liegen.

Warum nur finden sich solche Artikel eher selten in Deutschland?

Während man in Deutschland die Polen bereits abzuschreiben scheint (das sind jetzt Diktatoren), fährt Cameron einfach mal hin und erledigt ein paar Punkte.

David Cameron, Britain’s Prime Minister: “We also want to reinvigorate our bilateral security relationship, so today we have agreed to hold the next meeting of our foreign and defence ministers in the UK in the next year. And we’ve agreed to work together on the situation in Ukraine and in countering Russian propaganda.”

Herrlich unkonkret, aber man sieht einmal mehr, dass den Osteuropäern das Thema brennt. Ich würde die aktuellen Vorgänge in Polen auch unter diesem Kontext betrachten wollen. Denn der größte Sieg den Russland in der Ukraine erringen konnte, ist die Schutzhaltung, die innerhalb Europas zur Selbstbeschränkung führt.

Klimawandel ist auch ein Sicherheitsproblem

Nächste Buchrezension im Blog

  • Katja Gloger – Putins Welt (Der Berlin Verlag stellte mir netterweise eine Rezensionsexemplar zur Verfügung. Das Buch kommt in die Reihe, da mir mehrere Empfehlungen zukamen. Ich versuche keine Erwartungen hineinzulegen.)
  • Atef Abu Saif – Frühstück mit der Drohne (Über den Krieg in Gaza aus der Erlebnisperspektive eines Bürgers.)

Buch (am Lesen)

  • Christopher Clark – Die Schlafwandler (Was für ein Buch. Wer der Themenlage des Blogs zugeneigt ist, sollte es unbedingt lesen.)

Bücher (zu lesen)

Da ich gerade Christopher Clark lese und die Wichtigkeit erkenne, habe ich die Liste umgeschmissen. Als nächstes daher, und das soll bis nächstes Jahr dann auch erstmal reichen:

  • Herfried Münkler – Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918

Aktuelles Spiel

Weihnachts- und Neujahrspause

Marco Herack
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